Im EVK werden jährlich rund 1.200 Darmspiegelungen durchgeführt. Die Gastroenterologie ist mit den modernsten zurzeit erhältlichen Geräten ausgestattet und steht unter der Leitung von Patricia Faßbender, Chefärztin für Innere Medizin und Gastroenterologie I. Seit einigen Monaten wird hier die Künstliche Intelligenz ergänzend eingesetzt.
Die intelligente Software CAD EYE™ der Firma Fujifilm analysiert während der Darmspiegelung die Live-Videobilder und markiert verdächtige Stellen in der Darmwand auf dem Monitor mit einem grünen Rechteck. Damit unterstützt das System die Spezialisten. Mehr als 400 Personen wurden so bereits erfolgreich untersucht.
Studien zeigen, dass Ärztinnen und Ärzte etwa zehn Prozent mehr Krebsvorstufen und 15 Prozent mehr Veränderungen an der Darmschleimhaut diagnostizieren als ohne KI-Unterstützung.
Die Wissenschaft dahinter ist bahnbrechend. Auch wenn moderne KI-Systeme das menschliche Denk- und Einfühlungsvermögen nicht ersetzen können, sind sie in jedem Fall eine wertvolle Unterstützung.
"Während wir Ärzte auf einen Punkt im Bild
fokussiert sind, hat die Künstliche Intelligenz
immer das gesamte Bild im Blick und erkennt
Dinge, die selbst geübte Mediziner übersehen
könnten. Das ist ein großer Schritt in die richtige
Richtung und eine hilfreiche Ergänzung für uns.
Mit Unterstützung der Künstlichen Intelligenz
können wir unseren Patientinnen und Patienten
eine noch effektivere Diagnostik bei der
Darmspiegelung bieten."
Patricia Faßbender
Chefärztin Innere Medizin und Gastroenterologie I
Bei der Darmspiegelung können Darmpolypen erkannt und gleichzeitig endoskopisch entfernt werden. Wenn ein bösartiger Darmtumor nachgewiesen wird, erfolgt eine individuell abgestimmte Behandlung, bei der die Fachrichtungen Gastroenterologie, Onkologie und Viszeralchirurgie zusammenarbeiten. „Uns ist es wichtig, regelmäßig über den Tellerrand des eigenen Fachgebietes zu schauen, um den Patienten als Ganzes zu betrachten und ihm die bestmögliche Behandlung zu ermöglichen“, sagt die Chefärztin.
Über 60.000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich an Darmkrebs. Weil Darmkrebs im Allgemeinen über Jahrzehnte langsam wächst, kann man Frühformen durch eine Darmspiegelung meist rechtzeitig erkennen.
So funktioniert die Künstliche Intelligenz
Die „KI“ basiert auf einer sogenannten „Deep-Learning-Software", die Veränderungen der Darmschleimhaut erkennt, eigenständig auffällige Merkmale der Schleimhaut identifiziert und auf diese hinweist. Damit das funktioniert, wurden dem Programm Tausende Bilder von gesundem Gewebe, Polypen und Darmkrebs implementiert. Aus dieser großen Bilddatenbank und den jeweils zugehörigen Diagnosen hat die Software ihre eigenen Algorithmen berechnet, um Merkmale von Tumoren und Polypen herauszufiltern und diese dann im nächsten Schritt beim Aufspüren einzusetzen.